ADV-Frühjahrstagung in Berlin | Vorstände und Geschäftsführer der deutschen Flughäfen: Bundesregierung gefährdet ihre eigenen Klimaschutzziele und den Luftverkehrsstandort Deutschland

Symbolbild zum Thema Haushaltssperre, Staatsausgaben, Schuldenbremse usw. in Deutschland

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Ber­lin, 20. Februar 2024. Anläss­lich ihrer zwei­tä­gi­gen Gre­mi­en­ta­gung in Ber­lin for­dern die Vor­stände und Geschäfts­füh­rer der ADV-Flughäfen bes­sere Rah­men­be­din­gun­gen für einen ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten, kli­ma­scho­nen­den und wett­be­werbs­fä­hi­gen Flug­ha­fen­stand­ort. Hierzu erklärt ADV-Präsident Dr. Ste­fan Schulte:

Deutsch­land benö­tigt wirt­schaft­lich starke und nach­hal­tig auf­ge­stellte Flug­hä­fen, um die not­wen­dige Kon­nek­ti­vi­tät in die glo­ba­len Wirtschafts- und Han­dels­netze zu garan­tie­ren. Besorg­nis­er­re­gend ist der wei­ter stei­gende Anteil der regu­la­tiv beding­ten Abga­ben und Gebüh­ren. Die­ser liegt in Deutsch­land bei 30 Pro­zent der gesam­ten Stand­ort­kos­ten einer Air­line. Die aktu­elle Erhö­hung der Luft­ver­kehr­steuer lässt die Belas­tun­gen wei­ter­wach­sen. Der Anteil an staat­li­chen Steu­ern und Gebüh­ren ver­dop­pelt sich gegen­über 2019, ohne dass die Flug­hä­fen einen Ein­fluss dar­auf haben. Solch gra­vie­rende Mehr­be­las­tun­gen füh­ren zu einem wei­te­ren Wett­be­werbs­ver­lust und letzt­end­lich zu einer Schwä­chung des deut­schen Wirt­schafts­stand­or­tes. Deutsch­land ver­liert bei der Erho­lung den Anschluss und ist das Schluss­licht in Europa. Die Recovery-Rate gegen­über der Vor-Corona-Zeit liegt teil­weise unter 80 Pro­zent, wäh­rend in unse­ren euro­päi­schen Nach­bar­län­dern der Luft­ver­kehr zu alten Best­mar­ken zurück­ge­kehrt ist.“

Für eine leis­tungs­fä­hige und nach­hal­tige Ent­wick­lung benö­ti­gen Deutsch­lands Flug­hä­fen die Unter­stüt­zung von Bund und Län­dern. Die deut­schen Flug­hä­fen dür­fen im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb um Air­lines und neue Ver­bin­dun­gen nicht wei­ter den Anschluss ver­lie­ren. Dafür ist es essen­zi­ell, dass gemachte För­der­zu­sa­gen nicht zurück­ge­nom­men wer­den. Not­wen­dige Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen im Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess zur Kli­ma­neu­tra­li­tät sind auf Jahre ange­legt und dür­fen nicht ein­fach revi­diert wer­den. Für einen zukunfts­fä­hi­gen Luft­ver­kehrs­stand­ort Deutsch­land braucht es einen Drei­klang aus Leis­tungs­fä­hig­keit, Wirt­schaft­lich­keit und Wett­be­werbs­fä­hig­keit.“ Kon­kret kri­ti­siert der ADV-Präsident den Bun­des­haus­halt 2024. „Die Luft­ver­kehrs­wirt­schaft wird einer­seits durch die Erhö­hung der Luft­ver­kehrs­steuer zusätz­lich belas­tet, ande­rer­seits aber wer­den wich­tige Zukunfts­in­ves­ti­tio­nen, wie die Anschaf­fungs­för­de­rung für elek­tri­fi­zierte Fahr­zeuge, der Aus­bau der Lad­ein­fra­struk­tur oder die För­de­rung für kli­ma­neu­tra­les Flie­gen, gekürzt oder sta­gnie­ren unter­halb des Bedarfs. Andere För­der­pro­gramme, wie etwa der kli­ma­freund­li­che Boden­strom an den Flug­hä­fen, wur­den gänz­lich auf null gesetzt. Das reicht bei wei­tem nicht aus, um die Trans­for­ma­tion vor­an­zu­trei­ben, wie es erfor­der­lich ist. Die hohen regu­la­ti­ven Kos­ten und die geplan­ten Kür­zun­gen erschwe­ren den Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess deut­lich. Die ADV-Airports haben nicht gezö­gert und sind die Selbst­ver­pflich­tung bis spä­tes­tens 2045 Kli­ma­neu­tral zu sein ein­ge­gan­gen. Damals konn­ten wir uns der poli­ti­schen Unter­stüt­zung sicher sein, diese brö­ckelt. So ungern ich das sage, dass Ver­trauen in die Ver­läss­lich­keit poli­ti­scher Zusa­gen hat Scha­den genom­men“.

Ihre Erwar­tun­gen an die Poli­tik haben die im Flug­ha­fen­ver­band ADV zusam­men­ge­schlos­se­nen Flug­hä­fen in drei Kern­punkte zusam­men­ge­fasst:

  • Finan­zi­elle Ent­las­tung des Luft­ver­kehrs zur Stei­ge­rung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit: Deutsch­lands Flug­hä­fen ver­lie­ren gegen­über euro­päi­schen Wett­be­wer­bern wich­tige Markt­an­teile. Mit die­ser Ent­wick­lung liegt Deutsch­land am unte­ren Ende der gro­ßen euro­päi­schen Luft­ver­kehrs­märkte. Eine Wett­be­werbs­gleich­heit mit den euro­päi­schen Nach­barn kann nur durch eine signi­fi­kante Redu­zie­rung der Belas­tun­gen durch Steu­ern und Gebüh­ren gelin­gen.
  • Flug­hä­fen zwi­schen öko­lo­gi­scher Trans­for­ma­tion und wirt­schaft­li­cher Leis­tungs­fä­hig­keit: Flug­hä­fen opti­mie­ren ihre Geschäfts­mo­delle und inves­tie­ren in nach­hal­tige Pro­zesse und Lösun­gen. Die Kom­bi­na­tion aus öko­lo­gi­scher und öko­no­mi­scher Trans­for­ma­tion ist eine Chance für Wett­be­werbs­fä­hig­keit, Resi­li­enz, Jobs, Kon­nek­ti­vi­tät und Wohl­stand. Dafür müs­sen inno­va­tive Kon­zepte zur Dekar­bo­ni­sie­rung ent­schlos­sen geför­dert wer­den. Für die kli­ma­po­li­ti­sche Trans­for­ma­tion brau­chen die Flug­hä­fen poli­ti­sche Unter­stüt­zung und finan­zi­elle För­de­rung.
  • Inter­na­tio­nale direkte Kon­nek­ti­vi­tät stär­ken bei gleich­zei­ti­gem Schutz vor unfai­rem Wett­be­werb: Deut­sche Flug­hä­fen ver­lie­ren an inter­na­tio­na­ler Ver­net­zung. Kon­nek­ti­vi­tät in der Lang­stre­cke geht ver­lo­ren. Der Rück­gang bei den für die glo­bale Ver­net­zung Deutsch­lands wich­ti­gen Interkont-Strecken ist ein Alarm­zei­chen für den Wirt­schafts­stand­ort. Kon­kur­rie­rende Luft­ver­kehrs­stand­orte legen im Inter­kon­ti­nen­tal­ver­kehr teil­weise deut­lich zu. Eine Poli­tik, die unse­ren hei­mi­schen Air­lines durch Steu­ern und Regu­lie­run­gen Mühl­steine um den Hals legt und für Air­lines aus Dritt­staa­ten die Märkte abschot­tet, ver­fehlt ihre Ziele. Weder wird der Luft­ver­kehr in Deutsch­land gestärkt, noch pro­fi­tiert der Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land von inter­na­tio­na­ler Kon­nek­ti­vi­tät.

ADV-PM 02 2024 ADV-Frühjahrstagung in Ber­lin –Bun­des­re­gie­rung gefähr­det ihre eige­nen Kli­ma­schutz­ziele und den Luft­ver­kehrs­stand­ort Deutsch­land