Quartalszahlen der deutschen Flughäfen | Erholung in Deutschland deutlich schwächer als in Europa

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Ber­lin, 21. Okto­ber 2022. Der Flug­ha­fen­ver­band ADV hat heute in Ber­lin die Ver­kehrs­zah­len für das dritte Quar­tal 2022 ver­öf­fent­licht:

  • Ins­ge­samt wur­den in den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res 122,7 Mil­lio­nen Flug­gäste in Deutsch­land gezählt. Das ent­spricht einem Pas­sa­gier­wachs­tum gegen­über dem Vor­jahr von +149,9 Pro­zent (an+ab). Zum Vor­kri­sen­ni­veau 2019 feh­len aber noch 36,1 Pro­zent.
  • Der inner­deut­sche Ver­kehr liegt mit +136,1 Pro­zent über dem Vor­jah­res­auf­kom­men, jedoch mit –61,8 Pro­zent unter dem Vor­kri­sen­ni­veau.
  • Der Euro­pa­ver­kehr nimmt gegen­über dem Vor­jahr um +139,6 Pro­zent zu und ist damit ein sta­bi­ler Wachs­tums­mo­tor in der Ver­kehrs­ent­wick­lung.
  • Der Inter­kont­ver­kehr wächst um +224,3 Pro­zent. Der unter­schied­li­che Umgang in der Covid-Politik begrün­den die Nach­fra­ge­ent­wick­lun­gen in den Inter­kont­märk­ten und ver­hin­dern deut­li­chere Auf­ho­l­ef­fekte, da inter­na­tio­nale Märkte, wie bei­spiels­weise Asien, noch nicht wie­der voll­stän­dig erreich­bar sind.
  • Die gewerb­li­chen Flug­be­we­gun­gen hal­ten mit +69,4 Pro­zent (gg. 2021) den Wachs­tums­trend.
  • Die Erho­lung bei den Pas­sa­gier­zah­len ver­läuft damit in Deutsch­land deut­lich schwä­cher als in den gro­ßen euro­päi­schen Luft­ver­kehrs­märk­ten: In Deutsch­land feh­len gegen­über dem Vor­kri­sen­ni­veau 25 Pro­zent der Rei­sen­den, in ganz Europa sind es nur noch –12 Pro­zent. Por­tu­gal (-5,8 Pro­zent), Spa­nien (-7,4 Pro­zent) und Ita­lien (-8,5 Pro­zent) errei­chen bereits knapp das Vor­kri­sen­ni­veau. Grie­chen­land mit +4,5 Pro­zent ver­zeich­nete sogar schon wie­der ein Pas­sa­gier­wachs­tum. [Quelle: ACI-Europe + ADV, August 2022 zu 2019]
  • Für das Gesamt­jahr 2022 erwar­ten die Ver­kehrs­ex­per­ten des Flug­ha­fen­ver­ban­des ADV rund 165 Mil­lio­nen Pas­sa­giere. Dies ent­spricht einem Ver­kehrs­ni­veau von 66 Pro­zent gegen­über dem Jahr 2019.

Fort­ge­setzte Erho­lung der Pas­sa­gier­zah­len, unter­durch­schnitt­li­che Ent­wick­lung im euro­päi­schen Ver­gleich
Zur Ver­kehrs­ent­wick­lung erklärt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Bei­sel: „Die Freude über das Pas­sa­gier­wachs­tum in Deutsch­land wird beim Ver­gleich der Wachs­tums­ra­ten mit dem euro­päi­schen Aus­land stark getrübt. Der deut­sche Luft­ver­kehrs­markt hinkt bei der Erho­lung hin­ter­her. Der Flug­ha­fen­stand­ort Deutsch­land wird im euro­päi­schen Wett­be­werb um neue Stre­cken für Air­lines zuse­hends unat­trak­tiv. Der Anteil der regu­la­ti­ven Abga­ben und Gebüh­ren liegt in Deutsch­land bereits bei über 30 Pro­zent der gesam­ten Stand­ort­kos­ten. Neben der Luft­ver­kehrs­steuer schla­gen hier ins­be­son­dere die Luftsicherheits- und Flug­si­che­rungs­ge­büh­ren zu Buche. Und diese stei­gen wei­ter, ohne dass die Flug­hä­fen Ein­fluss dar­auf haben. So sol­len die DFS-Gebühren im kom­men­den Jahr um bis zu ca. 50 Pro­zent stei­gen. Für den Luft­ver­kehr braucht es des­halb drin­gend ein Belas­tungs­mo­ra­to­rium. Nur durch gemein­same Anstren­gun­gen der Bran­che und der Poli­tik kann ver­hin­dert wer­den, dass die deut­schen Flug­hä­fen inter­na­tio­nal den Anschluss ver­lie­ren“.

Luft­fracht – Lie­fer­eng­pässe behin­dern Luft­fracht­ent­wick­lung
Auf­grund der abge­schwäch­ten welt­wei­ten Kon­junk­tur war die Ent­wick­lung bei der Luft­fracht gedämpft. In den ers­ten drei Quar­ta­len ver­rin­gerte sich die umge­schla­gene Luft­fracht im Ver­gleich zum Vor­jah­res­zeit­raum um –4,5 Pro­zent auf rund 3,78 Mil­lio­nen Ton­nen.

Aus Sicht der ADV-Verkehrsexperten feh­len die glo­ba­len wirt­schaft­li­chen Impulse, die das Cargo-Aufkommen för­dern. Der Russland-Ukraine-Krieg mit den Luft­raum­sper­run­gen über Russ­land für deut­sche und EU-Carrier sowie die noch immer stark coro­nabe­dingt ein­ge­schränk­ten wich­ti­gen Fracht­märkte in China drü­cken das Gesamt­er­geb­nis nach unten. Die schwie­rige wirt­schaft­li­che Gesamt­si­tua­tion mit den gro­ßen Unsi­cher­hei­ten stra­pa­ziert die glo­ba­len Lie­fer­ket­ten. Die Cargo-Entwicklung als Früh-Indikator für die kon­junk­tu­relle Ent­wick­lung lässt auf eine Phase des wei­ter­hin ver­lang­sam­ten Wachs­tums­tem­pos schlie­ßen.

ADV-PM 12 2022 Quar­tals­zah­len der deut­schen Flug­hä­fen