ADV-Sommertagung – Deutsche Verkehrsflughäfen 2023 auf Erholungspfad – Forderungen an die Politik

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Ber­lin, 07. Juni 2023. Die Vor­stände und Geschäfts­füh­rer der deut­schen Flug­hä­fen kamen ges­tern und heute zu ihrer Som­mer­ta­gung auf Ein­la­dung des Flug­ha­fens Köln/Bonn zusam­men. Im Mit­tel­punkt der Bera­tun­gen stan­den die The­men Digi­ta­li­sie­rung, die kli­ma­neu­trale Ent­wick­lung der Flug­hä­fen, Luft­ver­kehrs­rechte und die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen des Air Defender-Manövers. 

Die Ver­kehrs­bi­lanz von Januar bis April 2023 zeigt: Flug­hä­fen in Deutsch­land blei­ben auf dem Erho­lungs­pfad. Auf­fal­lend ist die unglei­che Ver­tei­lung über die Ver­kehrs­seg­mente:

  • Wachs­tums­mo­tor an den deut­schen Flug­hä­fen war erneut der Euro­pa­ver­kehr. 33,3 Mil­lio­nen Rei­sende ent­spre­chen einem Wachs­tum von +36 Pro­zent gegen­über den Ver­kehrs­zah­len 2022 Januar bis April. Im Ver­gleich zum Vor­kri­sen­ni­veau von 2019 sind knapp drei Vier­tel der Luft­ver­kehrs­nach­frage (-23,8 Pro­zent) zurück.
  • Wäh­rend sich die Interkont-Nachfrage im Vor­jah­res­zeit­raum Corona-bedingt nur schlep­pend erholte, kann die­ses Markt­seg­ment in den ers­ten vier Mona­ten 2023 mit +65,2 Pro­zent und damit rund 10,9 Mil­lio­nen Pas­sa­gie­ren deut­lich auf­ho­len. Im Ver­gleich zu 2019 feh­len noch 18,1 Pro­zent der Pas­sa­giere. Das Interkont-Aufkommen weist damit die höchste Recovery-Rate auf.
  • Die Nach­frage im inner­deut­schen Ver­kehr bleibt auf nied­ri­gem Niveau. Mit 6,5 Mil­lio­nen Pas­sa­gie­ren (+49,1 Pro­zent gegen­über 2022) kann der inner­deut­sche Markt im Ver­gleich zum Vor­jahr zwar wei­ter­hin deut­lich zule­gen, zum Vor­kri­sen­ni­veau fehlt aber noch mehr als die Hälfte aller Pas­sa­giere (-55,8 Pro­zent).

Es ist die zen­trale Zukunfts­frage, dass wir nach­hal­tig und kli­ma­neu­tral wach­sen – und das tun wir“, kom­men­tiert ADV-Präsident Dr. Ste­fan Schulte die Pas­sa­gier­ent­wick­lung der ers­ten vier Monate. „Flug­hä­fen tra­gen als wirt­schaft­li­che Kata­ly­sa­to­ren und Job­ma­schi­nen dazu bei, die Ent­wick­lung von Län­dern zu beför­dern.“

 Die Flug­hä­fen for­mu­lie­ren drei For­de­run­gen aus ihrer Sit­zung her­aus:

  • Finan­zi­elle Ent­las­tung des Luft­ver­kehrs zur Stei­ge­rung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit: Deutsch­lands Flug­hä­fen ver­lie­ren gegen­über euro­päi­schen Wett­be­wer­bern Markt­an­teile. Mit die­ser Ent­wick­lung liegt Deutsch­land am unte­ren Ende der gro­ßen euro­päi­schen Luft­ver­kehrs­märkte. Die Ent­wick­lung der ange­bo­te­nen Sitze liegt in Deutsch­land um mehr als 10 Pro­zent hin­ter euro­päi­schen Nach­bar­staa­ten zurück. Der Anteil der regu­la­ti­ven Abga­ben und Gebüh­ren liegt in Deutsch­land bereits bei über 30 Pro­zent der gesam­ten Stand­ort­kos­ten. Eine Wett­be­werbs­gleich­heit mit den euro­päi­schen Nach­barn kann nur durch eine signi­fi­kante Redu­zie­rung der Kos­ten gelin­gen.
  • Inter­na­tio­nale direkte Kon­nek­ti­vi­tät stär­ken bei gleich­zei­ti­gem Schutz vor unfai­rem Wett­be­werb: Deut­sche Flug­hä­fen ver­lie­ren an inter­na­tio­na­ler Ver­net­zung. Kon­nek­ti­vi­tät in der Lang­stre­cke geht ver­lo­ren. Der Rück­gang bei den für die glo­bale Ver­net­zung Deutsch­lands wich­ti­gen Interkont-Strecken ist ein Alarm­zei­chen für den Wirt­schafts­stand­ort. Kon­kur­rie­rende euro­päi­sche Luft­ver­kehrs­stand­orte legen im Inter­kon­ti­nen­tal­ver­kehr teil­weise deut­lich zu. Eine Poli­tik, die unse­ren hei­mi­schen Air­lines durch Steu­ern und Regu­lie­run­gen Mühl­steine um den Hals legt und für Air­lines aus Dritt­staa­ten die Märkte abschot­tet, ver­fehlt ihre Ziele. Weder wird der Luft­ver­kehr in Deutsch­land gestärkt, noch pro­fi­tiert der Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land von inter­na­tio­na­ler Kon­nek­ti­vi­tät.
  • Flug­hä­fen zwi­schen öko­lo­gi­scher Trans­for­ma­tion und wirt­schaft­li­cher Leis­tungs­fä­hig­keit: Für einen zukunfts­fä­hi­gen Luft­ver­kehrs­stand­ort Deutsch­land braucht es einen Drei­klang aus Leis­tungs­fä­hig­keit, Wirt­schaft­lich­keit und Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Dafür müs­sen inno­va­tive Kon­zepte zur Dekar­bo­ni­sie­rung ent­schlos­sen geför­dert wer­den. Für die kli­ma­po­li­ti­sche Trans­for­ma­tion brau­chen die Flug­hä­fen poli­ti­sche Unter­stüt­zung und finan­zi­elle För­de­rung.

Abschlie­ßend geht der ADV-Präsident noch auf das bevor­ste­hende Air Defen­der Manö­ver ein: „Vom 12. und 23. Juni 2023 fin­det im deut­schen Luft­raum die Mili­tär­übung „Air Defen­der 2023“ statt. In die­sem Zeit­raum wer­den mehr­stün­dig große Luft­raum­blö­cke für das Mili­tär reser­viert. Dies wird den zivi­len Luft­ver­kehr vor­aus­sicht­lich deut­lich beein­träch­ti­gen. Trotz aller vor­be­rei­ten­den Maß­nah­men durch Flug­si­che­rung, Air­lines und Flug­hä­fen, damit die Beein­träch­ti­gun­gen so gering wie mög­lich blei­ben, kön­nen wir der­zeit nicht aus­schlie­ßen, dass es zu deut­li­chen Ver­spä­tun­gen im zivi­len Luft­ver­kehr und Flug­strei­chun­gen kom­men kann.“

ADV-PM 09 2023 ADV-Sommertagung Deut­sche Ver­kehrs­flug­hä­fen 2023 auf Erho­lungs­pfad For­de­run­gen an die Poli­tik